finanziell unabhaengig

Finanziell unabhängig mit 49: Wie hast du das geschafft, Katrin?

Katrin von financialindependencerocks.com hat aus eigener Kraft geschafft, wovon viele noch träumen: Sie muss nicht mehr arbeiten! Sie ist finanziell unabhängig. Dabei sparte Katrin über Jahrzehnte hin ausreichend viel Geld, das sie auch klug investierte in Immobilien und Indexfonds. Schon mit 49 konnte sie kündigen und bestreitet nun ihren Lebensunterhalt mit den Mieteinnahmen und Ihrem Kapital an der Börse.

In dem Interview habe ich vieles von ihrem Weg, finanziell unabhängig zu werden, erfahren:

  • Wie hat sie das geschafft und lässt sich dieses Lebensziel von „nicht mehr arbeiten müssen“ auch realisieren mit Kindern?
  • Würde sie heute noch einmal Immobilien kaufen?
  • Was hätte sie gerne früher gewusst?
  • Und was macht Katrin jetzt eigentlich den ganzen Tag, wenn sie nichts mehr machen muss?

Wie verbringst du deine Zeit, nachdem du finanziell unabhängig bist?

Katrin: Zum einen bin ich sozusagen unser Familien CFO und kümmere mich um unsere Investitionen. Das hört sich wahrscheinlich grandioser an, als es ist. Wir vermieten vier Wohnungen, da gibt es immer mal Themen rund um Mietersuche, Reparaturen oder auch die Finanzierung. Daneben habe ich uns in den letzten Jahren zusätzlich ein ETF- und Aktiendepot aufgebaut. Aus diesen Quellen erziele ich auch mein “Grundeinkommen”.

Und ich habe mich entschieden, in Teilzeit noch mal zurück an die Uni zu gehen, um einen Master in Philosophie zu machen. Da das Studium an einer englischen Fernuni ist, ist es auch nicht ganz billig und ich habe ziemlich lange überlegt, ob ich das tatsächlich machen soll. Denn brauchen tue ich den Abschluss ja nicht mehr. Aber ich finde das Thema so spannend, dass ich mich dann doch durchgerungen habe, das Geld hierfür auszugeben.

Außerdem habe ich angefangen, ein Buch zu schreiben. Und wir haben endlich einen Hund als Familienmitglied, mit dem ich Zeit draussen in der Natur verbringe – das ging mit Vollzeitjob und zuletzt pendeln zwischen Köln und Hamburg natürlich auch nicht.

Du hast einen Sohn, der mittlerweile erwachsen ist. Wie hast du die Elternzeit mit deinem Mann aufgeteilt damals?

Katrin: Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob es 1997 in Deutschland überhaupt schon Elternzeit in der heutigen Form gab. Ich hab zu dem Zeitpunkt in Paris gearbeitet, da ist es komplett üblich, dass Mütter nach dem Mutterschutz direkt wieder in den Job einsteigen. Mein Mann und ich hatten das aber auch sowieso nicht anders geplant und wollten beide weiter Vollzeit arbeiten. Wir sind da ziemlich relaxed rangegangen. Weil es einfacher für mich war, zurück nach Hamburg zu wechseln, als für meinen Mann, einen Job in Paris zu finden, bin ich dann aber doch wieder in Deutschland gelandet.

Ich war von Frankreich verwöhnt, wo ich praktisch direkt nach der Geburt von der Stadt einen Brief mit allen notwendigen Infos zugeschickt bekommen habe. In Hamburg habe ich eine lange Liste mit privaten Kindertagesstätten abtelefoniert, die es alle völlig abwegig fanden, Kinder unter drei Jahren aufzunehmen.

In der ersten Zeit haben wir dann unseren Sohn mit zur Arbeit genommen, das hat in den ersten Monaten auch gut funktioniert. Danach haben uns meine Eltern einige Monate wahnsinnig toll unterstützt, und dann haben wir eine geniale Kita gefunden, die keine Altersbeschränkung nach unten hatte. Tolle Leitung, unheimlich engagierte Erzieherinnen, hätten wir nicht besser treffen können. Als unser Sohn drei Jahre alt war, sind wir in ein Viertel am Hamburger Stadtrand gezogen, und hatten mehrere Jahre zusätzliche Unterstützung durch ein Au-pair.

Ich finde, dass jede Familie selbst entscheiden soll, wie sie die Elternzeit regeln will. Und es ist auch wichtig, dass die Lösung gut für die Kinder funktioniert. Aber es müssen eben auch die entsprechenden Betreuungsmöglichkeiten vorhanden sein, was glaube ich immer noch nicht überall gegeben ist. Das ist nicht nur im Ausland teilweise besser gelöst, sondern war auch ein Punkt, an dem wir uns bei der Wiedervereinigung ein Beispiel an den neuen Bundesländern hätten nehmen sollen. Daraus kann eine finanzielle Abhängigkeit entstehen, die sich gar nicht so leicht wieder umkehren lässt.

Auf jeden Fall sollten sich vor allem Mütter in Deutschland nicht entmutigen lassen, wenn sie sich dafür entscheiden, möglichst früh wieder zu arbeiten. Oft wird das ja noch skeptisch gesehen von der Familie oder Bekannten. Es wäre schade, wenn sie sich davon zu sehr beeinflussen lassen.

Wie siehst du das Thema Kaufen oder Mieten um finanziell unabhängig zu werden?

Kommt immer auf die individuelle Situation an. Wir sind sehr gut mit dem Kauf unseres Hauses gefahren, weil wir beim Kaufpreis deutlich unter unseren Möglichkeiten geblieben sind. Wir haben mit einer Finanzierung gearbeitet, die auch funktioniert hätte, wenn ein Einkommen zeitweise weggefallen wäre. Das Ganze war darauf ausgerichtet, einen Worst Case auszuhalten, Ziel war aber im Best Case mit Ablauf der Zinsbindung auch mit der Tilgung durch zu sein. Und das hat auch geklappt. 

Natürlich muss man bei einer selbstbewohnten Immobilie trotz des “mietfreien” Wohnens dauerhaft Rücklagen für Reparaturen und Instandhaltung bilden. Auch die sind in der Regel aber niedriger, wenn man nicht das Maximum an Haus ausreizt, das die Bank finanzieren würde. Und in unserem Fall betragen die monatlichen Rücklagen einen Bruchteil des Betrages, den wir als Miete für ein vergleichbares Objekt zahlen würden – und vor Steuern verdienen müssten. Allerdings liegen die Kaufpreise in unserer Stadt inzwischen auf einem für mich absurd hohen Niveau.

Es gibt aber auch Städte, in denen im Durchschnitt tatsächlich der Kauf im Verhältnis zur Miete günstiger ist. Auf spiegel.de wird regelmäßig eine entsprechende Liste veröffentlicht. 

Grob würde ich sagen, dass ich nicht kaufen würde, wenn der Immobilienpreis höher ist als das 25fache der Jahreskaltmiete.

Das ist für mich auch wirklich das Maximum. Dann ist zumindest gewährleistet, dass ich für den Fall eines beruflich bedingten Umzugs noch die Möglichkeit hätte, das Haus cashflow-positiv zu vermieten, wenn ich es nicht kostenneutral wieder verkaufen kann. Aktuell wird in den Top-Großstädten eher das 30-40fache der Jahreskaltmiete aufgerufen. Natürlich kann sich jeder, der die entsprechenden finanziellen Mittel hat entscheiden, dass der eigene Lifestyle das wert ist. Aber das sollte man dann ehrlicherweise auch als Lifestyle-Entscheidung einordnen, und nicht als gute Investition.

Was ist deiner Meinung nach besonders wichtig auf dem Weg finanziell unabhängig zu werden?

Verantwortung für die eigenen Finanzen zu übernehmen. Wir haben jede Menge Fehler gemacht, aber so entwickelt man sich weiter. Dranbleiben, und Zwischenziele setzen, damit man motiviert bleibt. 

Und man sollte sich überlegen, was für einen der Zweck von finanzieller Unabhängigkeit ist. Mir war es zum Beispiel wichtig, Optionen zu haben und eigene Projekte umsetzen zu können. Man braucht eine positive Vorstellung davon, wie das finanziell unabhängige Leben aussehen soll, womit man sich konkret beschäftigen will. Und wie man die Zeit selber strukturiert, wenn einem das niemand mehr vorgibt. 

Was hättest du schon gerne früher gewusst?

Wie die speziellen Regelungen der gesetzlichen Krankenversicherung für Rentner funktionieren. Wenn jemand mit dem Gedanken spielt, freiwillig früher aus dem Angestelltendasein auszusteigen, sollte man sich dazu auf jeden Fall informieren. Auf meinem Blog gibt es auch einen Beitrag dazu.

Wann hast du angefangen, dich für Finanzen zu interessieren?

Ich fand es schon als Kind wichtig, mein eigenes Geld zu haben. Erst natürlich nur das Taschengeld von meinen Eltern, dann habe ich Prospekte ausgetragen, später gekellnert. Strukturiert damit beschäftigt, Geld auch zu investieren, habe ich mich aber erst ungefähr Mitte 30. 

Dabei hat uns dann allerdings geholfen, dass wir uns ohne großes drüber nachdenken vor der Geburt unseres Sohnes für den Kauf einer Wohnung zum selber nutzen entschieden haben (mit 2 ½ Zimmern und gut 60 qm auch wieder klein für deutsche Verhältnisse, aber in Paris wäre das völlig normal gewesen). Die war dann nach dem Umzug in unser Haus die Basis für unsere ersten Mieteinnahmen.

Wie wichtig findest du ein sparsames Leben?

Für mich ist wichtig, eine Spar- und Investitionsrate zu haben, die einem im Zeitverlauf eine größere finanzielle Unabhängigkeit von einem Erwerbseinkommen gibt. Spätestens im Rentenalter werden die meisten auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen sein. Wenn jemand zum Beispiel wirklich dauerhaft Freude daraus zieht, sich ein teures Auto zu leisten, und sich das trotz einer 50prozentigen Sparquote locker leisten kann – warum nicht? Und wenn jemand anders komplett ohne Auto glücklicher ist, auch fein. 

Die Ausgaben müssen eben zu den Einnahmen passen, und wer sich einen teuren Lifestyle leisten möchte, kann ja auch daran arbeiten, seine Einnahmen zu erhöhen. Sparsamkeit als Dogma passt für mich nicht, Konsum aus Statusgründen auch nicht, aber am Ende muss das jeder selber wissen. Aber dann eben auch die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen übernehmen, und nicht rumjammern, wenn man die Konsequenzen dann plötzlich doch nicht so toll findet.

Was ist der Unterschied von finanziell frei und finanziell unabhängig für dich?

Katrin: Finanziell frei wäre für mich jemand, der im Grunde innerhalb seiner Lebenszeit sein Vermögen nicht mehr auf Null dezimieren kann, egal wie luxuriös sein Lebensstil ist. Finanzielle Unabhängigkeit ist für mich graduell, und fängt damit an, dass ich bei unerwartet anfallenden Kosten nicht in den Dispo gehen oder einen Kredit aufnehmen muss. Und in meiner persönlichen Situation bedeutet finanzielle Unabhängigkeit, dass alle meine Grundbedürfnisse wie Miete, Lebensmittel, Krankenversicherung von job-unabhängigen Einnahmen gedeckt sind.

Fazit:

Das Interview mit Katrin fand ich besonders inspirierend, weil sie einen Traum verwirklicht hat und dabei nicht dogmatisch ihren Weg als einzige oder beste Möglichkeit vorstellt. Sei es beim Investieren, beim Sparen oder bei der Kindererziehung: Sie beharrt nicht auf ihren Standpunkt, zeigt aber Konsequenzen auf. So ist es förderlich für die finanzielle Unabhängigkeit, nicht viele Jahre in Elternzeit zu sein und sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen. Dabei gilt: Besser jetzt anfangen und auch mal aus Fehlern lernen. Schön ist auch zu sehen, dass die finanziellen Unabhängigkeit – im Gegensatz zur finanziellen Freiheit – von vielen erreicht werden könnte.

Danke für das Interview Katrin!

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