Die beschleunigte Familie: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Meine Tochter beobachtet mich, wie ich hektisch den Einkaufswagen einräume. „Wir haben keine Zeit, Mama, oder?“, fragt sie mich. Die 3-Jährige ist stolz, die Situation richtig gedeutet zu haben. Sie versteht die Welt der Erwachsenen jeden Tag etwas besser.

Und erwachsen sein bedeutet für sie vor allem „keine Zeit haben“.

Während sie und ihr größerer Bruder im Kindergarten sind, arbeite ich im Homeoffice. Hausarbeiten passen währenddessen nicht in meinen Terminkalender. Einkäufe, Arzttermine, Reparaturen: all die kleinen und großen Aufgaben der Familie erledige ich nachmittags mit den Kindern. Immer unter Zeitdruck. 

Etwas wehmütig denke ich zurück an meine Kindheit in den 1980er Jahren in Österreich, die wahrscheinlich der Kindheit in Westdeutschland sehr ähnelt.

Ich wuchs auf in einer Kleinstadt, in der schon meine Eltern und Großeltern lebten. Praktisch keine Mutter arbeitete, wenn sie noch kleine Kinder versorgte. Die Väter wussten um ihren sicheren Arbeitsplatz bis zur Rente. Von einer Rentenlücke hat die Generation vor mir nichts gehört.

Ich möchte nicht tauschen

Die finanzielle Abhängigkeit vom Familienernährer war damals absolut. Das wäre für mich undenkbar. Meine Mutter und meine Schwiegermutter aber hatten Glück: Ihre Männer nutzten die Machtposition nicht aus oder reichten die Scheidung ein. Daher schütteln sie heute über meinen Stress den Kopf. Sie könnten sich dieses Tempo nicht vorstellen und sind froh, dass sie mehr Zeit hatten. Und sie haben ja auch recht, zumindest was die Zeit betrifft:

Immer mehr Mütter minderjähriger Kinder arbeiten heute in Teilzeit. Die Beschäftigungsquote in Westdeutschland nahm von 39,7 % im Jahr 1972 auf 72 % im Jahr 2016 zu. (In Ostdeutschland lag sie nach der Wiedervereinigung 1990 bei 81,5 %, mittlerweile liegt sie bei 78,2 %.)

Doch die Väter arbeiten nicht weniger. Das bedeutet, dass sich die Familienarbeitszeit deutlich erhöht. 

Was macht die viele Arbeit mit den Familien?

Beruf, kleine Kinder und Haushalt bedeuten für Eltern heute Stress. Beschwerden wie KopfschmerzenMagenschmerzenMigräne und Depression steigen rasant an, das zeigt eine Analyse mit Google Trends. Der Online-Dienst wertet aus, welche Suchbegriffe wie oft eingegeben werden. Genau die Suchbegriffe steigen stark, die Symptome sind für ein übervolles Leben.

Unsere Gesellschaft leidet unter der ständigen Zeitnot. Corona hat die Situation nur noch beschleunigt. Vor allem die Familien, bei denen beide berufstätig waren, sind noch immer gezeichnet von den Lockdowns der Kitas und Schulen.

Keine Frau wünscht sich ernsthaft eine Zeit wieder, in der wir nicht arbeiten durften, finanziell abhängig waren und am liebsten brav und schweigsam sein sollten. 

Warum nur muss die Familienarbeitszeit so stark steigen? Warum reicht es nicht aus wie früher, 40 Stunden als Familie zu arbeiten? Vater und Mutter könnten sich die Arbeitszeit teilen, beide je 20 Stunden.

Die Versprechungen der Digitalisierung

So haben sich das die Ökonomen und Zukunftsvisionäre auch vorgestellt. Vor 80 Jahren glaubte John Maynard Keynes, dass seine Enkel nur noch 15 Stunden in der Woche arbeiten müssen.

Globalisierung und Digitalisierung sollen es möglich machen. Immer mehr Arbeiten werden effektiver und effizienter mit Robotern verrichtet. China ist das Produktionshaus der Welt. Dadurch sinken die Preise aller Produkte und Dienstleistungen.

Der technische Fortschritt steckt längst nicht nur im Smartphone.

Landwirte bestellen ihre Felder effizienter mit GPS-Geräten – sie säen und ernten auf den Zentimeter genau. Computerprogramme erkennen zuverlässiger als Ärzte bei Röntgenbildern, ob der Patient an einem Tumor leidet. 

Und das ist nur der Anfang: Die Digitalisierung steigt exponentiell – bald wird sie alle Bereiche unseres Lebens beeinflussen. Warum wird dann nicht alles billiger?

Maßloser Konsum ist nicht der Grund

Vielleicht ist maßloser Konsum der Grund für die hohe Arbeitslast: Wir fahren nicht nur in den Skiurlaub, sondern auch in den mehrwöchigen Sommerurlaub nach Südfrankreich und in die Herbstfrische nach Südtirol. Jedes Jahr kaufen wir das neueste iPhone. Und das Elektroauto gehört ja wohl zum guten Ton.

Aber auf wie viele Familien trifft so eine lange Wunschliste wirklich zu? 

Die meisten Eltern arbeiten in Vollzeit, weil sie sich sonst den hohen Kredit für ihr Eigenheimnicht leisten könnten. Die Immobilienpreise sind in den letzten 12 Jahren explodiert. 

Dazu kommt eine hohe Inflation und die Unsicherheit am Arbeitsmarkt. Irgendwie müssen wir gleichzeitig noch die Rentenlücke schließen. Denn in unserer Generation glaubt keiner mehr an eine staatliche Vorsorge im Alter.

Die Geldpolitik und die Preisstabilität

Das wichtigste Ziel der EZB besteht darin, die Preise stabil zu halten.

Das ist der erste Satz unter dem Menüpunkt „Geldpolitik“ der Europäischen Zentralbank. Damit die Produkte und Dienstleistungen durch die Digitalisierung nicht günstiger werden, greift die Zentralbank ein, mit neu geschaffenem Geld. Sie erhöht die Geldmenge durch niedrige Leitzinsen und Anleihekäufe. Mehr Geld löst Inflation aus, was die Preise wieder anhebt auf das ursprüngliche Niveau.

„Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen.“ – Milton Friedmann, Ökonom

Nicht immer steigen unsere Löhne parallel. Dazu kommt: Das billige Geld flieht in Sachwerte wie Immobilien in Ballungsräumen, die nicht von der Geldpolitik entwertet werden können. Familien auf der Suche nach einem Eigenheim müssen dort höhere Kredite aufnehmen und länger arbeiten.

Die Geldpolitik beschleunigt die Familien.

Ein neues Finanzsystem muss her

Die Globalisierung scheint zumindest teilweise angehalten worden zu sein. Der technische Fortschritt ist nicht zu stoppen, was auch gut ist: Wie schon beim Internet wird sich unsere Lebensqualität verbessern. Wir brauchen nur noch mehr Freizeit, um sie zu genießen!

Richard David Precht schlägt in seinem Buch „Freiheit für alle: Das Ende der Arbeit, wie wir sie kannten“* ein bedingungsloses Grundeinkommen vor als Antwort für unsere getriebene Gesellschaft. So ein Grundeinkommen würde uns abhängig machen vom Staat, wäre eine bürokratische Last und in der Umsetzung menschenfeindlich: Wollen wir unsere Grenzen wirklich dicht machen für Einwanderer, die am Grundeinkommen teilhaben wollen?

Wir brauchen vielmehr ein Geld, das günstigere Preise zulässt. Ein Geld, das Deflation ermöglicht. Von der Regierung wird das kaum durchgesetzt: Es fehlt an Anreizen für den Staat. Er müsste sich disziplinieren, schlanker werden. Das Aufnehmen von Krediten würde dadurch teurer.

So ein Geld kann nur indirekt eingeführt werden. Auf eine Weise, die unaufhaltsam ist.

„Ich glaube nicht, dass wir jemals wieder gutes Geld haben werden, bevor wir es nicht aus den Händen der Regierung nehmen. Das können wir nicht gewaltsam machen, wir schaffen das nur durch einen schlauen Umweg. Etwas, das sie nicht aufhalten können“ – Friedrich August von Hayek, Ökonom (Videomitschnitt)

Das einzige unmanipulierbare Geld, das Vergünstigung zulässt und bereit ist für die digitale Revolution, ist Bitcoin.

Kaum etwas fesselt mich so sehr, wie zu beobachten, ob es den Durchbruch schafft. 

Dieser Text wurde inspiriert von „Der Preis der Zukunft“ von Jeff Booth

#einemillionsatoshi

1 Bitcoin = 100.000.000 Satoshi. Wir stehen erst am Anfang. Bitcoin ist die größte Erfindung unserer Zeit. Bisher haben fast nur Männer die Kryptowährung entdeckt. Wird Bitcoin in Zukunft von der breiten Masse akzeptiert, ist der Preis für die späte Teilhabe hoch. Frauen müssen mehr für jedes Satoshi bezahlen. Mit #einemillionsatoshi wollen wir gegensteuern.

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Kommentare

2 Antworten zu „Die beschleunigte Familie: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“

  1. Avatar von Stefan Meisel

    Hallo Eva,

    Ich wollte einfach mal DANKE sagen dafür dass du die Bitcoin-Fahne hoch hältst! Klasse!

    Viele Grüße,
    Stefan

    1. Avatar von Eva Brauckmann

      Hallo Stefan, vielen Dank! Ja, die Meinungen zu Bitcoin gehen ja ohne Frage auseinander. Aber genau das ist ja auch spannend. Ganz nebenbei denke ich, dass viel zu wenig über die Chancen berichtet wird. Aber da gibt’s ja auch viel auf deinem Blog. Viele Grüße, Eva

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